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#1

Sitzecke

in Spelunke 05.05.2014 21:14
von Alexander Reaper • 476 Beiträge

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#2

RE: Sitzecke

in Spelunke 05.05.2014 21:22
von Tenaya Meka • 66 Beiträge

Es war ein sehr anstrengender Tag für Tenaya gewesen und obwohl sie gern allein war zog es sie an diesem Abend in die Spelunke, um den Gesprächen der Menschen zu lauschen und vielleicht das ein oder andere Bier zu trinken. Sehr selten gesellte sich jemand zu ihr und das war ihr nur recht, denn die Blicke, die man ihr zuwarf reichten bei Weitem aus. Sobald sich das Volk jedoch an ihr seltenes Erscheinen gewöhnt hatte begannen sie Tenaya zu ignorieren und sie ihrerseits spitzte ihre Ohren in Erwartung des neuesten Klatschs oder des einen oder anderen Geheimnisses. Und so war es auch heute wieder. Sie betrat leise den Schankraum und obwohl es recht laut war hatte sie das Gefühl dass alle den Atem für einen Augenblick anhielten und sie angafften. Ein leichtes Grinsen legte sich auf ihre Lippen als sie zu ihrer Ecke ging und sich dort nieder ließ. Es machte ihr nichts aus, dass man sie für seltsam oder verschroben hielt, denn damit beachteten die meisten Menschen sie kaum und unterschätzten sie, wenn es darauf ankam.


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#3

RE: Sitzecke

in Spelunke 05.05.2014 21:44
von Falk Orlow • 35 Beiträge

Es war immer wieder verwunderlich, wie selten ich doch daran dachte, mich ein wenig in die Küstenregion abzusetzen. Nicht einmal ein weiter Weg war es, der mich hierher führte und die greifbar in der Luft liegende Spannung setzte die sonst so gelangweilten Fasern meines Körpers unter Strom, während irgendwo dort draußen im Halbdunkeln die Wassermassen des Ozeans auf stures Festland trafen.
Viel zu oft bereits hatte ich den Drang gehegt mich von einer dieser Klippen zu stürzen, die man in England nicht selten und in all ihrer Pracht, meist bei Regenwetter antreffen konnte. Doch außer ein wenig Spaß und jeder Menge Scherereien hätte eine Aktion wie diese, wohl weniger meinen allgemeinen Prinzipien des Vergessens entsprochen.
Die allgemeinen Prinzipien des Vergessens. Sollte ich jemals ein Buch schreiben, wäre dies der richtige Zeitpunkt die Worte als den künftigen Titel zu notieren, da sie wohl all meine Lebensphilosopie bestens vereinten - wäre ich nicht so geübt im Verdrängen der Geschehnisse, hätte ich mir vermutlich schon längst die Kugel gegeben. Irgendwann hatte man schließlich bereits alles gesehen.

Die Kneipe allerdings, hatte ich zuletzt vor über 30 Jahren betreten, damals nicht besser gelaunt als heute Abend. Doch nun wäre es bloß eine Frage der Zeit, bis mich der Alkohol vergnügen würde und unfreundlich wie eh und je, knallte meine Hand mit einigen Münzen auf den Tresen, während ich mich langsam die Lippen leckte, als wollte ich sie fragen, wonach es sie dürstete.
Die erste Antwort leider, lautete Blut - noch immer Blut. Es war eine Schande, wie sehr ich es doch gewagt hatte meine etwas übernatürlicheren Bedürfnisse zu vernachlässigen. Doch selbst ein Teufel ließ sich ab und an, von den falschen Dingen aus der Fassung bringen.
"Whiskey", lautete die richtige Antwort und der trübäugige Barmann bestätigte sein intaktes Gehör mit einem Nicken, ehe er langsam begann einige Gläser zu sortieren und sie von dem gröbsten Schmutz zu befreien. Genügend Zeit um meinen Blick ein wenig schweifen zu lassen.


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because a dance with the devil might last you forever.
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#4

RE: Sitzecke

in Spelunke 05.05.2014 22:00
von Tenaya Meka • 66 Beiträge

Das Gemurmel in ihrer Umgebung war noch immer recht leise sodass sie sich anstrengen musste um überhaupt etwas zu verstehen. Doch so konnte sie auch recht schnell erkennen, dass jemand Neues dieses Lokal betrat, der nicht so ganz hier herein zu gehören schien. Sie musterte ihn aufmerksam und konnte sich der Schwingungen nicht verwehren, die er ausstrahlte. Düster und unheilschwanger, das gefiel ihr irgendwie. Erst als jemand direkt auf die zukam und sie nach ihren Wünschen fragte entriss sie sich dem Blick auf ihn und musterte nun die Frau vor ihr. "Bring mir bitte ein Bier." gab sie mit ihrer dunklen Stimme und einem unverkennbaren Akzent zu verstehen und starrte auf den Rücken der Frau, als sie wieder ging. Einerseits war sie froh, dass sie nun endlich etwas zu trinken bekam, andererseits war dies eine Unterbrechung, die ihr nicht sehr gelegen kam. Sehr interessiert beobachtete sie wie er sich etwas bestellte und darauf wartete. Leicht legte sie den Kopf schräg und murmelte ein paar Worte, die mit einer passenden unauffälligen Geste direkt an sein Ohr getragen wurden. "Du kommst nicht von hier." raunte sie ihm auf diese Art zu ohne durch den halben Raum brüllen zu müssen.


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#5

RE: Sitzecke

in Spelunke 05.05.2014 22:16
von Falk Orlow • 35 Beiträge

Ich musste mich erst wieder daran gewöhnen, dass ich mich hier an einem Ort befand, der von der Ruhe selbst zu leben schien. Natürlich war auch der schmierige Kerl einfach ungemein faul, wie er mit seinen knochigen, vor Dreck strotzenden Fingern das Glas für Mal von der einen in die andere Hand legte, als wollte er meine Geduld ausreizen. Man wollte mich testen, da ich an diesem Ort ein Fremder war und ein schmales Grinsen zierte meine Züge, bei dem Gedanken schon so viel öfter hier gewesen zu sein, als die meisten überhaupt zu denken vermochten.
Bereits vor ihrer Geburt hatte ich in dieser kleinen, aber behaglichen Höhle mit einigen Gaunern Becher gekippt und Piraten dazu überredet, mit mir um ihre Boote zu würfeln. Gewonnen hatte ich oft genug, doch hinaus aufs weite Meer hatte es mich nie für länger als einige Wochen gezogen. Dies war nicht das richtige Leben für mich - nur hin und wieder konnte ich nicht wiederstehen, ein wenig der wilden Luft zu schnuppern und vom Geist der Menschheit dieserorts zu kosten. Sie waren ein sonderbares Völkchen, was sie umso anziehender machte.
Ich könnte behaupten, ich wunderte mich nicht einmal mehr, als ein leiser Windhauch mir eine Stimme ans Ohr trug, die ich durch den dunklen Tonfall der vielen Männer im Raum wohl kaum hätte hören können. Interessant, offenbar war ich an diesem Abend, nicht die größte Attraktion vor Ort ... eine angenehme Erfahrung.
"Bin ich nicht?", murmelte ich als Antwort, während ich ohne hinzusehen nach meinem bestellten Whiskey griff. Meine Augen waren beschäftigt, mit der Suche, wer sich wohl dazu entschlossen hatte, das Gespräch mit mir zu wagen.


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#6

RE: Sitzecke

in Spelunke 05.05.2014 22:27
von Tenaya Meka • 66 Beiträge

Seine Reaktion auf ihre Stimme steigerte ihre Neugier noch etwas weiter, denn anders als viele Menschen drehte er sich nicht sofort suchend und mit Panik in den Augen um. Lediglich sein Blick verriet ihn, der einem Raubtier gleich umherpirschte auf der Jagt nach der Beute, die er gleich zerreißen konnte. Mit ihrer Zunge befeuchtete sie sich ihre Lippen bevor sie zu weiteren Worten ansetzte, die sie zu ihm herüber schickte. "Deine Fingernägel sind zu sauber." begann sie mit einem amüsierten Unterton in ihrer Stimme. Natürlich war ihr so etwas aufgefallen, denn nicht viele, die hier regelmäßig her kamen achteten auf Sauberkeit im besonderen Maße. Jedoch störte sie etwas an seiner kompletten Erscheinung. Irgendwie hatte sie das Gefühl, dass er bekannt und fremd zugleich war. Ganz wie jemand, den sie aus einer anderen Zeit oder gar einem Traum her kannte. Für eine spirituelle Frau wie sie es war konnte das nur eines bedeuten. Sie hatte ihn schon einmal gesehen, jedoch nicht als Tenaya. "Ich habe dich hier noch nie gesehen. Aber ich kenne dich." wisperte sie und war neugierig darauf, wie er reagieren würde.


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#7

RE: Sitzecke

in Spelunke 05.05.2014 22:50
von Falk Orlow • 35 Beiträge

Das goldne Gebräu hinterließ ein angenehmes Brennen in meiner sonst so trockenen Kehle, während ich es nun viel zu schnell hinter kippte, nicht einmal den Versuch unternehmend zuvor nach einem Sitzplatz Ausschau zu halten. Dafür war ich zu sehr mit der Suche nach etwas, oder besser gesagt jemand anderem beschäftigt - doch wie sollte ich wen finden, wenn nicht einmal das Gesicht mir etwas würde verraten können?
Hier am Tresen schien ich fürs erste gut aufgehoben, den einen Arm leicht auf das abgewetzte Holz gestützt, das alten, aus der See gefischten Planken zum verwechseln ähnelte. Selbst der Geruch nach Tang und Fisch hing noch darin, wenn man sich nur allzu sehr darauf konzentrierte und mit einem Naserümpfen wandte ich mich wieder ab, während ich schmunzelnd den neuen Worten lauschte, die sanft mein Gehör umspielten. Wohlklingend, ein wenig fremdartig, beinahe schon exotisch war der Klang dieser Stimme, die mir ein hustendes Lachen entlockte, ehe ich antwortete.
"Sicherlich ein Geist meiner Vergangenheit", frotzelte ich schwach, doch der Satz stimmte mich dennoch nachdenklich. In meinem Leben gab es viel zu selten Leute, die mich jemals wieder erkannten, war ich doch ständig auf der Flucht und der Suche nach dem Vergessen. "Sag mir wo du bist. Vielleicht finden wir dann heraus, wer wir sind. Es ist nicht sehr angenehm, ständig ins Nichts hinein zu sprechen..."
So lautete mein Angebot.


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#8

RE: Sitzecke

in Spelunke 05.05.2014 23:05
von Tenaya Meka • 66 Beiträge

Nun endlich kam auch ihr Glas und wurde vor ihr mit einem dumpfen Knall auf den Tisch abgestellt, sodass ein Wenig des Inhaltes sich über das Holz ergoss. Missbilligend schaute Tenaya zu der Frau auf, die sich daraufhin leise murmelnd entschuldigte und schnell das Weite suchte. Kopfschüttelnd sah sie ihr hinterher wärend sie eine Hand um das Glas legte, das wohl in einer dieser großen Städte im inneren des Landes verboten gehörte da es fast von allein zu laufen begann. Da sie aber nicht pingelig war führte sie das kühle Nass an ihre leicht spröden Lippen und trank fast gierig den ersten Schluck. Genießend leckte sie sich den Schaum von den Lippen und stellte das Bier wieder vor sich ab. Seine Worte vernahm sie und kurz musste sie überlegen, ob sie sich und ihren Ort preis geben sollte. Jedoch wollte sie ebenfalls herausfinden, was es mit ihm auf sich hatte. "Nein, kein Geist." raunte sie knapp. Mehr konnten sie genauso gut mit weniger Abstand zwischen sich sprechen Ihm schien es ähnlich zu ergehen, denn schon forderte er sie auf sich zu zeigen. Wieder fixierte sie ihn mit ihrem Blick, bevor sie sprach. "Dreh dich um. Wer könnte wohl zu dieser Stimme passen. Der dicke Einbeinige und der Hagere mit der Augenklappe werden es wohl nicht sein. Auch das leichte Mädchen auf dem Schoß des Spielers bin ich nicht. Du wirst mich erkennen wenn du mich siehst." sagte sie und verstummte dann, wobei ihr Blick noch immer auf ihm ruhte.


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#9

RE: Sitzecke

in Spelunke 06.05.2014 20:45
von Falk Orlow • 35 Beiträge

Meine Finger klopften einen unruhigen Rhytmus auf das zerfressen alte Holz, während meine Blicke suchend die Tiefen des nur spährlich beleuchteten Raumes durchforsteten und sich meine Stirn in unzufriedene Falten legte, wann immer ich eine der Personen erblickte, die sie mir beschrieb. Zumindest glaubte ich zu wissen, dass es sich bei dem Ursprung um eine Frau handeln musste, obgleich die Stimme ungewöhnlich dunkel erschien. Etwas samtig weiches haftete diesem Tonfall an und vor meinem innersten Auge begann ich mir bereits auszumalen, wie das Wesen aussehen musste, das sich für einen deratigen Weg entschieden hatte mit mir in Kontakt zu treten, denn zweifelsohne gab es durchaus einfachere, gewöhnlichere Mittel meine Aufmerksamkeit zu erregen ... nur, dass es selten jemand schaffte, sie auch für eben jene Zeitdauer zu fesseln.
Meine Sinne einem hungrigen Löwen gleich geschärft und ebenso gespannt wartete ich auf die kleinste Regung die mir würde den Weg weisen können. Auch wenn ich mir mittlerweile wohl sicher sein konnte, Menschen ausreichend berechnen zu können, mir schwante der angenehme Verdacht, es hier nicht mit einem der gewöhnlichen Exemplare zu tun zu haben. Stattdessen war es sicherlich etwas exotisches, ein fremdländisches Gesicht, jemand vertrautes und doch so weit entfernt, eine Unbekannte und denoch nicht vergessen, eine Dame dunklen Wesens, ein Blick so tief und unergründlich wie die See, die irgendwo dort draußen gegen die Felsküste brandete - und während ich so dachte, vergaß ich meine Suche, versank für einen Moment in den Tiefen meiner Überlegungen und merkte erst jetzt, dass ich bereits fündig geworden war.
Die Szenen in meinem Kopf, waren nicht mehr als das Bild vor meinen Augen, das sich nun, da ich mich erneut darauf konzentrierte, wieder zu verschärfen begann. Dort saß sie, die Haare in ungezähmter Unordnung um ihr Gesicht, an dessen Lippen ich meinte den Ansatz eines Lächelns zu erahnen. Gefunden.
Und es war wie eine unerklärliche Anziehung, die mich nun, da ich wusste wo sie saß, zu ihr herrüber leitete, so dass ich mich schließlich auf einem hölzernen Stuhl ihr gegenüber wiederfand. "Ich frage mich nur, weshalb ich dich erkannt habe", meinte ich mit einem kaum merklichen Kopfschütteln.


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#10

RE: Sitzecke

in Spelunke 06.05.2014 21:39
von Tenaya Meka • 66 Beiträge

Gewöhnliche Mittel waren einfach nicht ihre Art, denn wie sollte man sich sonst von dem Rest differenzieren? Vor allem weil der Grund dieses Treffens ihrer Meinung nach kein Belangloser war. Noch immer suchte sie in ihren Erinnerungen nach seinem Gesicht, doch greifbar war nichts. Also suchte sie tiefer, grub in ihren Gedanken und den Erinnerungen, die nicht ihre eigenen waren. Vieles, was sie selbst noch nie zu Gesicht bekam, viele Orte an denen sie noch nie zugegen war, sie aber so klar vor Augen hatte als wären es ihre eigenen Erfahrungen gewesen. Gespräche, die sie selbst nicht zu führen gewagt hätte aber mit ihrer Stimme gesprochen wurden. Und in all diesem, wie in einer tiefliegenden Quelle und sich langsam an die Oberfläche wühlend, tauchte sein Gesicht auf. Er war nicht jünger als jetzt, nur wirkte er unerfahrener. In welchem Zusammenhang konnte sie aber nicht greifen da es wie Sand in ihren Fingern zerrann wenn sie versuchte darauf zu fixieren.
Ein weiteres Schmunzeln legte sich auf ihre Lippen wobei sie nicht merkte, dass sie ihn noch immer die ganze Zeit anschaute. Wie magisch hatte er sie in seinen Bann gezogen und nun wusste sie auch wieso. Ihre Wege hatten sich bereits einmal gekreuzt und nun war es wieder so weit. Langsam setzte er sich in Bewegung als hätte sie an einem unsichtbaren Faden gezogen. Endlich war er bei ihr und setzte sich an ihren Tisch. Mit noch immer leicht geneigtem Kopf umfing sie ihr Glas mit beiden Händen damit diese beschäftigt waren und sich nicht den Weg zu Seinen bahnten. Denn sobald ihre Finger seine Haut unter sich spürten würde sie mehr erfahren können als bisher. Vorsicht jedoch hielt sie davon ab, weil sie nicht wusste, wie er darauf reagierte. Seine Stimme streichelte ihre Seele und berührte sie tiefer als sie es sich einzugestehen vermochte. "Schau tief in meine Augen und frage noch einmal." sprach sie nun auf ganz normalem Wege und beugte sich dann leicht nach vorn. "Du kannst sie darin erkennen." hauchte sie ihm zu und suchte erneut seinen Blick. Wenn es wirklich stimmte was sie fühlte und an was sie sich erinnerte hatte er ihre Großmutter Dorisa gekannt. Eine wilde, ungezähmte Frau, rau und leidenschaftlich wie das Meer selbst. Tenaya hatte nie das Glück sie kennen lernen zu können, da sie in der Nacht verstarb als sie selbt geboren wurde. Und oft belächelte sie ihre Mutter dafür wenn sie wieder einmal sinnierte, der Geist Dorisas wäre zur Geburt auf sie übergegangen. Erst jetzt konnte sie sich wirklich vorstellen, was sie meinte und war erschreckt und verzückt zugleich.


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#11

RE: Sitzecke

in Spelunke 06.05.2014 22:28
von Falk Orlow • 35 Beiträge

Locker auf meinem Platz sitzend neigte ich mich unwillkürlich ein Stück über den Tisch, hinüber zu der fremden Frau, deren Züge dennoch etwas in mir wach zu rufen schienen. Ich konnte mir nicht erklären was es war, geschweige denn wer sie war und noch während ich versuchte in ihrem Gesicht zu lesen, wurde mir klar, dass sie eben dies auch bei mir tat. Nur war es ihrerseits vermutlich mit mehr Erfolg verbunden, da mein Unterbewusstsein nicht gewillt war mir Zugang zu längst vergangenen, verdrängten Erfahrungen zu gewähren. Wenn, dann mussten lange Zeiten zwischen uns gelegen haben, wer wusste dies schon genau? Vielleicht auch Jahrzehnte, Jahrhunderte. Ich war nicht der einzige meine Spezies, noch war die Spezies die einzige der Art, welche sich das Übernatürliche nannte und irgendetwas sagte mir, dass auch diese Frau Geheimnisse besaß, meines vielleicht sogar kannte oder erkennen würde, sobald sie das Ende ihrer in Schweigen versunkenen Suche erreicht hatte. Vielleicht gab es dort eine Antwort, auf diese eine Frage, die mich beinahe spürbar brennend interessierte und sich von Sekunde zu Sekunde tiefer in meinen Geist hinein fraß. Und so wartete ich, tonlos in die Betrachtung meines Gegenübers versunken, ehe ihre Stimme meine Aufmerksamkeit erneut vollkommen fesselte und ich dem Auftrag ihrer Worte schutzlos ausgeliefert war, da der Anblick ihrer Augen mich von einem Moment auf den anderen vollkommen gefangen nahm, während ich drohte in dem undurchdringlichen Schwarz ihrer Pupillen zu ertrinken. Schwarz wie meine eigene Seele und drumherum Dunkelbraun, gleich dem aufgewühlten Meeresgrund, Schlamm und Erde, verbranntes Holz. Ich kannte sie, das wusste ich. Doch erst jetzt vermochte ich sie auch zu erkennen.
Geister der Vergangenheit - ich hatte Recht behalten. Und nun, die Hände haltsuchend auf die raue Tischplatte gestützt, versank auch ich in dem Strudel der Erinnerung, der sich so lange Zeit vor mir verborgen gehalten hatte.

Ich sinke wie ein Stein im Wasser, nicht mehr fähig ihrem Anblick stand zu halten, der beinahe neckisch über meinen, von triefnassen Klamotten gezierten, Körper wandert. Ihre Worte verraten ein Lachen, doch auf ihrem Gesicht vermag ich keine Spur eines solches zu erkennen - sie weiß, dass dies nicht meine Heimat ist, sie lässt mich meine Unwissenheit spüren, mit diesem unsichtbaren Lächeln. Zauberhafte Überheblichkeit oder doch die lauernde Gefahr eines unbekannten Feindes?
Ich kann mich nicht entscheiden, schüttle bedächtig einige Tropfen der Gischt aus meinem Haar und blicke die Frau vor mir herausfordernd an. Es ist, als würde ich dem Ozean selbst ins Gesicht sehen, während mein Leben und Überleben einzig und allein in seiner Hand liegt. Ich habe Angst, doch gleichzeitig bin ich wie verzaubert von dieser Erscheinung, die sich offenbar köstlich über meine Schwimmkünste zu amüsieren scheint. Wenn sie wüsste, dass ich früher um Schiffe habe würfeln können und im Stillen beschließe ich es ihr niemals zu erzählen, während ich gegen meinen Instinkt beginne einige Schritte zu ihr hinüber zu treten ...


Schließlich hatte sie es doch erfahren. Letztendlich wusste sie alles über mich, mehr als ich jemals bereits war Preis zu geben, doch ihr Wissensdurst war unersättlich, während meine Gier nach ihrem Blut mit jedem Mal wuchs, wann immer sie gestattete mir ein wenig zu kosten. Freilich hatte es auch seinen Preis gekostet, doch damals war ich mit meinen Angelegenheiten noch weit weniger sorgfälig verfahren, und es gab nichts auf dieser Welt, dass sie so erfreut hätte wie ein geteiltes Geheimniss.
Die Frage war nur, wer war sie?
"Dorisa?", flüsterte ich heiser, als müsste ich die Worte mühsam zusammen kratzen, während ich bei der Dame die unsere Bedienung übernommen hatte mit einem raschen Wink meiner Hand einen weiteren starken Tropfen orderte, jedoch ohne ihr weitere Beachtung zu schenken. Mein gesamtes Denken war nun mehr auf einen Punkt fixiert, nicht sicher was ich von dieser Erscheinung halten sollte ...


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#12

RE: Sitzecke

in Spelunke 06.05.2014 23:40
von Tenaya Meka • 66 Beiträge

Wenn sie doch nur die Gabe besäße teil an seinen Gednakengängen zu haben und mitzuerleben, welche Szenarien sich vor ihm auftaten. Doch so blieb ihr nichts anderes übrig als still vor ihm zu sitzen, zu beobachten und abzuwarten. Würde er sie wirklich erkennen oder war alles, was ihre Erinnerungen ihr mitteilten nur ein Trugbild? Das Warten war ihr unterträglich und mit jeder Minute die verstrich stieg die Anspannung und wuchs wie ein Sturm in ihr an. Sie musste sich ablenken und versuchte nun ihrerseits in ihm zu lesen um die Zeit zu verkürzen, die er brauchte und die sie ihm nur allzu bereitwillig lies.

... Triefend vom Wasser des Meeres steht er vor mir, in den Haaren eine Alge, die sich darin verfangen hatte und nun das Gesamtbild abzurunden schien. Weit geöffnet sind seine Augen als könnte er nicht glauben was grade geschehen war. Denn wieso sollte eine Frau die Kraft besitzen dem Meer zu trotzen und ihm eine Seele zu entreißen, die ihr nicht gehörte? Leicht schüttele ich den Kopf um die vielen unausgesprochenen Fragen zu vermeiden. Jetzt ist nicht die Zeit des Redens, sondern des Zuhörens. Das Meer brüllt mich an, verlangt nach Genugtuung und ich weiß, dass ich sie ihm geben muss. Denn alles ist im Gleichgewicht und nichts kann genommen werden ohne dass man etwas dafür gibt. Und auch wenn es töricht erscheint, so wollte ich nicht, dass er den Wellen zum Opfer dargereicht wurde. Der Blick, den er mir zuwarf als die Wellen ihn zu verschlucken schienen, ließ mich dahinschmelzen und entfachte ein Verlangen, dass ich so nicht zu beschreiben vermochte. Auch wenn es mich fast schmunzeln ließ wie ein Geschöpf nur so unfähig sein konnte sich eleganter im Wasser zu bewegen. Doch ich kann nicht von jedem erwarten so mit dieser Gewalt verbunden zu sein. Und auch jetzt, wo er vor mir steht, an Land und in Sicherheit, kann ich es nicht einordnen. Langsam komme ich einen Schritt näher und kann seine Angst fast greifen. Und er tut gut daran, denn so wie ich ihm geholfen habe kann ich auch der Grund dafür sein, dass er wieder Hilfe benötigt. Ein Vogel kreischt über uns und stimmt mit in den Gesang der Wellen ein. Ein Klagen über das, was sie nicht halten konnten, was sie verloren hatten...

Mehrfach musste sie blinzeln als das Bild vor ihren Augen verschwamm und er wieder in ihr Gesichtfeld rückte. Die Knöchel ihrer Finger traten schon weiß hervor und nur mit Mühe konnte sie den Griff lockern, aus Angst das Glas würde zerbersten. Ihr Atem hatte sich beschleunigt und ihre Zähne bohrten sich in ihre Unterlippe als er zum Sprechen ansetzte. Keine müde Floskel, keine hohle Frase verließ seine Lippen. Einzig und allein eine Bestätigung, dass sie sich alles nicht nur eingebildet hatte. Ein Name, ausgesprochen mit Mühe und mit weiteren Erinnerungen behaftet. Dorisa. Ihr Herz setzte für einen Augeblick aus bevor es erneut und schneller zu Schlagen begann. Sie hatte das Bedürfnis sich um ihn zu kümmern, ihn zu schützen, doch musste sie ihn ins Hier und Jetzt zurückholen. "Nein, nicht Dorisa. Tenaya." klärte sie ihn mit sanfter Stimme auf, hatte aber das Gefühl das nicht so stehen lassen zu können. "Sie war meine kupuna wahine, meine Großmutter." Nicht mehr als ein Hauchen entwich ihr bei der Erklärung, fürchtend zu viel Schaden anzurichten wenn sie es lauter aussprach.


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#13

RE: Sitzecke

in Spelunke 07.05.2014 20:14
von Falk Orlow • 35 Beiträge

Der Schlag ihres Herzens für meinen feinen Gehörsinn leise zu vernehmen, verriet mir bereits Sekunden bevor sie sprach, dass ich richtig gelegen hatte. Diesmal hatten mich meine Erinnerungen nicht getrogen, denn es war kein Trugbild, in das ich entglitten war, sondern meine eigene, so sorgfältig verdrängte Vergangenheit. Schlafend ruhte die Erfahrung in mir, jetzt aber, da sie geweckt worden war, dicht unter meiner Oberfläche brodelnd. Bilder, die mein Blut in Wallungen brachten, Unruhe auslösten und nach mir griffen, als wollte mein eigenes Denken mich verschlingen, auf dass wir dort endeten, wo der Ozean mich damals bereits hatte haben wollen - verloren im Nichts. Sie aber hatte mich geschützt, gehalten und der See ihre Beute geklaut, just in dem Moment, als sie mich hätte zerreißen können. Von Jäger zu Gejagtem, hatte ich mich in die Arme ihrer Schuld geflüchtet, wo ich mir doch geschworen hatte, mich niemals wieder an einen Menschen zu binden. Sie jedoch, hatte mir keine Wahl gelassen, meinen Widerstand hinfort gespült, wie von einer einzigen Welle und meine Seele eingefangen, ehe ich selbst zu demjenigen geworden war, der die Flucht ergriff. Erfolgreich, doch nicht ohne meine Spur zu hinterlassen, dort im Geiste jener Frau, die mich damals gerettet, geschützt und gepflegt hatte.

Und erstmals bedauerte ich, die sonst so günstige Tatsache, dass die Menschen früher oder später pflegten vom Angesicht dieser Erde zu verschwinden, so dass sich wann immer ich mich entschloss an einen verlassenen Ort zurück zu kehren, niemand mehr an mich erinnerte. Niemand brauchte die Schatten meiner Vergangenheit zu kennen, meinen Rächern entkam ich ohne weiteren Mühseligkeiten und Freunde verlor ich, ohne einen Funken von Trauer zu empfinden ... Meistens.
Sie hatte ich gefunden, wieder gefunden und obgleich Dorisa niemals als eine gute Freundin bezeichnet hätte, lösten die Worte ihrer Enkelig den Anklang eines dumpfen Schmerzes aus, der sich schlangengleich um mein Innerstes wand. Ihrem fesselnden Blick, welchem ich bis zu diesem Zeitpunkt standgehalten hatte, wich ich nun aus, betrachtete die filigrane Maserung der Tischplatte und zählte schweigend die Sekunden des Kampfes, welchen ich tapfer gegen das Verlangen focht, mich erneut in Visionen dieser längst vergangenen Tage zu flüchten. Eine. Zwei. Drei. Ewigkeiten.

Ich wusste nicht wie viel Zeit verging, da diese mir kein Begriff mehr war. Vielleicht sogar Stunden, vielleicht nur Minuten später hob ich mein Haupt erneut und begegnete dem tiefen Dunkelbraun, dass Dorisa irgendwo in seinen Tiefen gefangen hielt, ihre Seele am Leben hielt, während sie selbst_ "Lebt ihre Großmutter noch, Tenaya?"
Ich wagte es kaum zu denken, weniger noch zu glauben, da ich wusste, dass die meiste Hoffnung trügerischer Natur war. Doch nun, Angesichts der Magie des Moments, wünschte ich dennoch, auch diese Frau sei von solch übernatürlicher Art gewesen, dass es ihr vergönnt gewesen war, die Jahrhunderte zu überdauern. Wie gerne doch würde ich sie wiedersehen.


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#14

RE: Sitzecke

in Spelunke 07.05.2014 20:49
von Tenaya Meka • 66 Beiträge

Nun wo der Leviathan namens Erinnerung entfesselt wurde versuchte er sich zu behaupten und nicht wieder zurück in sein Gefängnis gesteckt zu werden, welches Tenaya versuchte um ihn herum erneut aufzubauen. Zu viel auf einmal, zu viel dass es erst zu sehen, dann zu ordnen und zuletzt zu verstehen gab. Und hier war nicht der richtige Zeitpunk und vor allem der Ort um sich in der mitreißenden Umarmung des Biestes zu verlieren. Die Anspannung, die sie beide miteinander teilten schien so fest, dass sie eine Barriere um sie herum bildete und sämtliche Geräusche der anderen Besucher der Spelunke zu dämpfen schien. Denn außer seinem Atem und der Geräusche verursacht durch seine Bewegungen drang kein Laut an ihre Ohren. So musste sie sich auf ihn konzentrieren, was jedoch den Drang weitere Erinnerungen zuzulassen weiter anfachte. Ein Teufelskreis, den er schließlich durchbrach, in dem er den Blick von ihr abwandt und seine Stimme erhob. Auch wenn es nur eine Frage, nicht viel mehr als eine leichte Floskel war, so trafen sie seine Worte tief und sie ließ den Kopf hängen. Mehrfach atmete sie gedeht ein und aus, denn das Letzte dass sie jetzt gebrauchen konnte war ein emotionaler Ausbruch ihrerseits. Deswegen trank sie einen Schluck ihres nun fast schalen Bieres, räusperte sich leicht und schüttelte dann den Kopf. "Sie ist vor vielen Jahren verstorben." begann sie zu sprechen, doch sie selbst erschrak sich vor der Brüchigkeit ihrer eigenen Stimme. "An dem Tag meiner Geburt." fügte sie noch hinzu, schaffte jedoch nicht viel mehr und klammerte sich nun an ihr Glas wie ein Ertrinkender sich an einer Holzplanke festhielt. Auch wenn sie ihre Großmutter nie kennen lernen durfte wurde ihr ganzes Leben von dieser Frau geprägt. Immer wieder wurde sie mit ihrem Namen angesprochen, immer wieder weinten Menschen wenn sie sie zu Gesicht bekamen oder fielen ihr um die Arme und segneten sie.


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#15

RE: Sitzecke

in Spelunke 08.05.2014 20:54
von Falk Orlow • 35 Beiträge

Es existierte ein wesentlicher, jedoch nicht greifbarer Unterschied zwischen dem Erinnern der Bilder und dem Verspüren der damit verbundenen Gefühle, denn während ein Mensch sein Leben lang Scheuklappen zu tragen vermag, sein Innerstes bleibt ungeschützt dem Wissen und der Erkenntnis ausgeliefert, die mich traf wie ein Messerstich. Kalt und von einer ungeahnten Präzision bohrte sich die Klinge in meine Brust, ein Fremdkörper in meiner Rüstung, die mir bisher so sicher erschienen war.
Die Leichtigkeit die mich umfangen und geleitet hatte, war verschwunden, der Blick ihrer Augen stumpf geworden vor Trauer und ungesprochenen Worten, die vielleicht fehl am Platz gewesen wären, die ich vielleicht nicht einmal hören wollte - viel zu sehr, war ich mit mir selbst beschäftigt. Eilig girff ich nach meinem Glas, dem zweiten kräftigen Schluck an diesem Abend und spülte meinen Mund mit der bittersüßen Flüssigkeit, die ein Brennen in meinem Rachen entfachte, als hätte ich die Glut eines Feuers verschluckt.
Ein wärmender Schmerz, der sich sanft wie ein Vogel neben dem meiner Trauer niederließ.

Ich war nicht gewohnt zu vermissen. Zu verlangen, zu begehren, zu versuchen ... all das kannte ich von Elisabeth, doch sie umgab stets der Schutz meines Blutes und niemals würde sie mir so weit entrücken, wie Dorisa es nun getan hatte. Und dennoch, verbarg sich ihr Geist nicht irgendwo noch im Körper ihrer Enkelin, saß nun vor mir und blickte mich aus dunklen Augen heraus an, ewig am Leben gehalten, nicht durch Blut sondern die Kraft der rauen See, derer sie sich verschrieben geglaubt hatte. Irgendwo war sie noch, Tenaya hatte erkannt, was nur ihre Großmutter zu erkennen vermocht hätte - mich.

Das tut mir leid zu hören, dachte ich, doch es schien zwecklos diese leere Phrase auszusprechen, gegenüber einer Person die vermutlich bereits mehr als nur meine Gedanken hatte erahnen können. "Sie ist nicht tot", wisperte ich stattdessen, den schweren Kopf auf meine Hände gestützt, müde vom Alkohol, betäubt von der Spannung die den Raum nun für sich beanspruchte und den Geräuschen meiner Umwelt ihre Töne stahl. Sie würde wissen, was ich meinte und lesen, welche Fragen in meinen Augen standen, die ich hier nicht würde aussprechen wollen ... nicht an diesem Ort.
Was war geschehen, nachdem sie mich damals gerettet hatte?
Meine Erinnerungen schienen mich abermals zu trügen, zu verlassen und im verschwommenen Dunkel der Schatten zu verschwinden, aus denen ich sie hervor geholt hatte.


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